Trumbo – Walter White auf Hollywoods schwarzer Liste

Movie-Kritik: Trumbo
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© Ascot Elite

In den 1950er Jahren werden die Kommunisten in den USA verfolgt. Darunter auch der Kommunist mit kapitalistischer Lebensweise und Drehbuchautor Dalton Trumbo (Bryan Cranston). Er wird zusammen mit neun der erfolgreichsten Drehbuchautoren im Filmbusiness auf die Liste der «Hollywood ten» gesetzt, weil sie mit kommunistischen Überzeugungen in Verbindung gebracht werden. Ihnen wird in Hollywood die Arbeit verweigert. Trumbo beschliesst, unter anderen Namen weiterzuschreiben, da es die einzige Möglichkeit ist, seine Familie zu ernähren. Während dieser Zeit schreibt er Oscar-prämierte Skripts, ohne selbst dafür Anerkennung zu bekommen.

 

Der Film versteht es sehr gut, eine Atmosphäre zu schaffen; man fühlt einerseits die Paranoia vieler wichtiger Köpfe vor dem Kommunismus, andererseits zeigt er auch die Absurdität und die Sinn- und Konsequenzlosigkeit politischer Aktionen dieser Zeit. Die Paranoia der McCarthy-Ära war für Hollywood und seine Kulturschaffenden keine leichte Phase. Konsequenzen gibt es lediglich für nicht-radikale Freidenker wie Trumbo, und diese sind verstörend. 

 

Plastische Figuren, gutes Skript

 

Schauspielerisch steht Cranston («Breaking Bad», «Argo», «Godzilla»), der einmal mehr brilliert und wie gemacht ist, um den klug-listigen Dialog wiederzugeben, ein beeindruckendes Ensemble zur Seite. John Goodman, Diane Kane, Helen Mirren, Louis C.K. Elle Fanning und viele mehr überzeugen in ihren Rollen. Dank des Skripts wird auch niemand zur Wegwerf-Figur, es wirken alle plastisch. Gerade Cranstons Figur, bei der es einfach wäre, sie zu heroisieren, wird durch den Film hindurch immer wieder nicht nur von Gegnern, sondern auch von Familie und Freunden kritisiert, und mit Recht. Das stärkt die Verbindung zwischen Zuschauer und der mängelbehafteten Figur, und man muss Cranston dafür loben, wie er Humanität in die Rolle bringt.

 

Die Zeit ist auch mithilfe von Kostümen, Requisiten und Make-Up glaubhaft inszeniert, wenn auch die Kontinuität mehrmals nicht ganz zu stimmen scheint; beispielsweise wechselt die Haar- und Schnurrbartfarbe von Trumbo in diesem eigentlich zeitlich chronologisch erzählten Film mehrmals zwischen grau und braun. Diane Kane scheint im Übrigen überhaupt nicht zu altern. Diese kleinen Ungereimtheiten sind schade, weil das sonstige Design sorgfältig zusammengesetzt wirkt. Man hätte auch problemlos einige der Stellen herausnehmen können, da der Film mit 124 Minuten länger ausfällt, als er hätte sein müssen.

 

Darsteller Bryan hat die Oscar-Nominierung auf jeden Fall verdient. Es lohnt sich, den etwas zu langen Film zu sehen, um mehr über dieses dunkle Kapitel in der US-Amerikanischen Geschichte zu erfahren und die Darbietungen der Schauspieler zu sehen.

 

  • Trumbo (USA 2015)
  • Regie: Jay Roach
  • Drehbuch: John McNamara
  • Darsteller: Bryan Cranston, Diane Lane, Helen Mirren, Michael Stuhlbarg
  • Laufeit: 124 Minuten
  • Kinostart: 3. März 2016

 

 

 

 

Jonas Stetter / Di, 08. Mär 2016